OpenSource Projektmanagement: Linux Hypes und Abstürze

Typische Probleme bei OpenSource Projekt Management am Beispiel Linux KDE

Ich habe das alte KDE nicht genutzt aber ich fand es technisch gut. Vermutlich hielten sie den Schritt für zu groß um ihn parallel zum laufenden System zu machen. Klare Fehlentscheidung. Einem kommerziellen Projekt wären die Ressourcen ausgegangen und man hätte beim alten weiter machen müssen. Bei KDE fehlt einfach jemand, der steuernd eingreift. Als KDE 4 geplant wurde, spornten sich die Entwickler gegenseitig an, man wollte sämtliche damals aktuellen Technologien einbauen und gleichzeitig mit Vista und OS X mithalten. Niemand zog die Notbremse. Und dummerweise begann Trolltech dann auch noch damit, Qt4 ständig um große Features zu erweitern, die man in KDE dann natürlich auch gleich noch nutzen wollte.

Man trieb also ständig eine neue Sau durchs Dorf, ohne einen stabilen Zustand anzustreben. Viele dieser neuartigen Technologien sind bedeutungslos geblieben und müssten eigentlich wieder entfernt werden, um in Zukunft nicht zum Ballast zu werden. Andererseits gibt es immer noch Funktionen, die KDE 3 schon hatte und die in KDE 4 immer noch nicht ausgereift sind. Das ganze Drucker-Subsystem beispielsweise hat nie wieder die frühere Qualität erreicht. Mein Lexmark Drucker wird bis heute nicht optimal unterstützt.

KDE Drucker-Subsystem: Hässlicher, aber immerhin funktionierender Quellcode

Das KDE Drucksystem war leider von der Codequalität eine Riesen-Katastrophe. Ehrlich. Diese Schmerzen wollte sich niemand antun. Außerdem gab es übelste Abstimmungsschwierigkeiten zwischen jemand bei KDE und Trolltech, weil der Typ, der bei KDE4 am Drucksystem arbeitet, ein paar Änderung in Qt brauchte, die er aus wechselnden Gründen, die größtenteils nicht bei ihm lagen, nicht hinein bekam. Extrem frustrierend. Mit Open Governance bei Qt wird das wahrscheinlich besser.

Auf den Hype folgt der freie Fall

Akonadi geht mir auch auf die Nerven, und das sage ich als jemand der es einigermaßen kennt. Es wird noch besser werden, aber nicht sicher ob es gut wird. KMail 2 (git master) ist inzwischen recht benutzbar. Nepomuk ist an sich eine coole Idee, weil das für Benutzer sichtbare Dateisystem endlich abgeschafft gehört und durch eine Suchfunktion ersetzt. "Nur" hat es noch viele Bugs, ist zu langsam und es fehlen gute Frontends. Letzters ist ziemlich wichtig.

Open Governance bei Qt

Ich weiß nicht. Früher hielt ich Qt für ziemlich cool, weil es relativ elegant und extrem umfangreich ist. Aber mittlerweile glaube ich, dass es ein Fehler war, sich so stark darauf zu verlassen. Denn trotz aller Schönheit spielt Qt außerhalb von KDE nur eine sehr untergeordnete Rolle. Niemand weiß, wie es damit weitergeht, wenn Nokia das letzte Symbian-Handy ausgeliefert hat. Und mittlerweile gibt es für viele Dinge, die Qt noch selbst lösen musste, Standard-Alternativen. Selbst Signals und Slots sind mittlerweile in Boost enthalten, und Boost ist auf dem Weg in den C++-Standard, Qt nicht. Vielleicht hat es da vor ein paar Jahren mal einen Zeitpunkt gegeben, an dem man vielleicht so einige Dinge von Qt weg und zu Standard-Libraries hin hätte portieren sollen, um sich nicht von einem Zulieferer abhängig zu machen. Oft schließt sich das ja nicht aus, Qt ist darauf ausgelegt, friedlich zu koexistieren.